Überdurchschnittliche Leistungen erbringen
Leistung ist in der Physik als Größe der vollbrachten Arbeit pro Zeiteinheit definiert. Wenn man diese Formel nun in unser Erwerbsleben überträgt, muß man die Definition der Größen adaptieren. Arbeit würde einer zur Zufriedenheit der Gemeinschaft, oder eines ihrer Mitglieder, erledigten Aufgabe entsprechen. Die Erledigung dieser Aufgabe wird mit geldwerten Vorteilen belohnt. Das Geschick, diese Aufgabe übertragen zu bekommen, ist für sich gesehen eine eben solche. Im Grunde genommen wird also der Wert einer Arbeit entsprechend dem Wertempfinden des Nutznießers belohnt und das unabhängig von der Zeit. Von jenen Ausnahmen abgesehen, bei denen Zwangshandlungen, wirtschaftliche Abhängigkeiten beziehungsweise Notsituationen eine Rolle spielen, sehen wir hier also „gerechten Lohn”! Arbeit mehrmals in einem Zeitraum erfüllt, bringt dem „Leister” die adäquate Entlohnung öfters und daher in Summe, als absoluten Betrag gesehen, je Zeiteinheit mehr. Die von der Gesellschaft gesuchte Lösung von Aufgaben öfter je Zeiteinheit und zur Zufriedenheit zu erledigen, bedeutet also höhere Leistung und somit höheres Einkommen. Die Parameter zeigen uns also schon den Weg.
Die Möglichkeiten zur Steigerung der Leistung (nach unserer Definition) und somit des Einkommens lassen sich also wie folgt zusammenfassen:
a) Niemand außer Ihnen ist fähig und bereit die Aufgabe zu lösen.
b) Es herrscht die Meinung vor, sie könnten die Aufgabe zur Zufriedenheit günstiger erledigen, weil Sie durch Ihr Wissen und Ihre Fähigkeiten weniger Einsatz an Ressourcen benötigen.
c) Sie sind der/die Einzige, der/die Ihre Fähigkeit und Bereitschaft kommuniziert hat.
Ebenso zulässig sind folgende Schlußfolgerungen:
d) Viele können diese Aufgabe lösen. Kein Grund,die Aufgabe Ihnen zu übertragen.
e) Sie haben wie viele andere auch Ihre Bereitschaft und Ihre Fähigkeiten kommuniziert, wieder kein Grund, Ihnen die Aufgabe zu übertragen.
f) Um eine Aufgabe übertragen zu bekommen, müssen Sie noch günstiger sein, als jene, welche die Aufgabe durch Ihr Wissen und Ihre Fähigkeiten günstiger erledigen könnten.
g) Da Sie weder Wissen noch Fähigkeiten besitzen um diese Aufgabe zu lösen, werden sie mehr Zeit dazu aufwenden müssen beziehungsweise mehr Ressourcen darauf verwenden oder zukaufen, so daß je Zeiteinheit gesehen, die Rentabilität noch weiter sinkt.
Betrachten wir doch einmal Möglichkeit a) genauer. Niemand außer Ihnen ist fähig und bereit die Aufgabe zu lösen. Das kann drei Ursachen haben: 1. Die Bereitschaft die Aufgabe zu erledigen erfordert ein bestimmtes Ausmaß oder eine Kombination von Charaktereigenschaften, Wissen und Fähigkeiten, die nur Sie besitzen und niemand anderer, der zur Verfügung steht oder dem Auftraggeber bekannt ist, oder 2. Ihre physischen beziehungsweise psychischen Fähigkeiten sind im verfügbaren Umfeld einzigartig (Künstler, Sportler). 3. Sie besitzen einzigartiges Wissen.
Zu Punkt 3: Sie besitzen einzigartiges Wissen
Leider gilt dieser Vorteil nur für eine gewisse Zeit. Nichts wird schneller, leichter und mit mehr Energieeinsatz Ziel von versuchten Diebstählen als Know-how. Jeder Mitarbeiter, jede Werbeaussendung beziehungsweise jedes Produkt das verkauft wird, bietet Möglichkeiten Ihren Produktionsprozeß, Ihre Organisation beziehungsweise Ihr Produkt zu durchleuchten und im Anschluß zu kopieren. Patentumgehungen, Mitarbeiterabwerbungen und Werksspionage sind nicht nur bei großen Unternehmen beliebte Instrumente.
Zu Punkt 2: Ihre physischen oder psychischen Fähigkeiten sind einzigartig.
Wie man auch an den Gagen beziehungsweise Honoraren erkennen kann, sind Künstler und Sportler am oberen Ende der Einkommensskala angesiedelt. Natürlich ist das eine wunderbare Alternative, aber leider sehr selten gegeben.
Zu Punkt 1: Die Bereitschaft die Aufgabe zu erledigen und ein bestimmtes Ausmaß oder eine Kombination von Charaktereigenschaften, Wissen und Fähigkeiten. Dies ist für die Mehrzahl der interviewten Persönlichkeiten der erfolgversprechendste Weg. Entsprechend der Charaktereigenschaften und der Talente sich das ergänzende Wissen und die ergänzenden Fähigkeiten anzueignen und vor allem auch die Bereitschaft zu zeigen, die Aufgabe zu erledigen. Am häufigsten scheitern Menschen nicht an ihrer geistigen Kapazität oder an ihrem mangelnden Talent, sondern an Mangel an eben dieser Bereitschaft. Was sind die Ursachen? Menschen, die sich Großes zutrauen, empfinden „niedere Tätigkeiten” für sich als zu minder, außer sie besitzen ein gesundes Maß an Demut und der Bereitschaft in zukünftige Positionen zu investieren. Menschen, die sich nichts Großes zutrauen, besitzen selten den Mut, nach den ersten Schritten den großen Schritt Richtung Erfolg zu wagen. So scheint es, daß Menschen mit Selbstvertrauen, Demut und Disziplin sowohl die Zeit des Einstiegs, als auch den Schritt zum Aufstieg erfolgreich bewältigen. Mr. Kroc (Gründer von McDonalds): “There is nothing which can replace persistence.” („Es gibt nichts, was Beständigkeit ersetzen kann.“)
Erst die erfolgreiche Erledigung von „minderwertig“ scheinenden Arbeiten eröffnet die Chance, andere Aufgaben angeboten zu bekommen. Es muß also eine dauerhafte Bereitschaft zu Höchstleistungen vorherrschen. Und zwar über das Maß der Erfüllung hinaus – um nicht nur Zufriedenheit zu erwecken, sondern vielleicht sogar aufgrund der Begeisterung des Auftraggebers an andere empfohlen zu werden.
In vielen Interviews finden Sie auch die Aussage, daß Menschen, die dem Erfolg nachjagen, häufig scheitern. Folgende Erklärung scheint plausibel: Da jede auszuführende Leistung daraufhin analysiert wird, ob sie der eigenen Karriere dienlich ist, werden oft Leistungen, die zwar Teil der Gesamtaufgabe sind dennoch nicht erfüllt, weil sie vordergründig nicht wichtig erscheinen. Da aber die eigene Analyse manchmal fehlerhaft ist, werden Chancen vertan, die anderen, die die Aufgabe aus Leistungsbereitschaft erfüllen, zugute kommen.
Weiterführende Literatur:
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"Performance Management: Changing Behavior that Drives Organizational Effectiveness" von Aubrey C. Daniels (2005) Dieses Buch behandelt das Thema Leistungsmanagement und wie Verhaltensänderungen auf individueller Ebene zur Steigerung der organisatorischen Effektivität beitragen können.
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"The Psychology of High Performance: Developing Human Potential into Domain-Specific Talent" von Rena F. Subotnik, et al. (Eds.) (2018) Dieses Buch erforscht die Psychologie der Hochleistung, wie individuelles Potenzial in spezifischen Bereichen entwickelt werden kann und welche Faktoren zum Erfolg führen.
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"Performance Under Pressure: Managing Stress in the Workplace" von John L. Campbell und J. Daniel Morrow (1989) Dieser Artikel untersucht die Leistung unter Druck und wie Stressbewältigungstechniken zur Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit beitragen können.
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"The Science of Expertise: Behavioral, Neural, and Genetic Approaches to Complex Skill" von David Z. Hambrick, Guillermo Campitelli, und Brooke N. Macnamara (Eds.) (2019) Dieses Buch beleuchtet die Wissenschaft der Expertise und wie komplexe Fähigkeiten entwickelt werden. Es diskutiert die Rolle von Training, Übung und Talent.
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"Understanding Performance: A Multidisciplinary Approach" von Franco Fraccaroli und Magnus Sverke (Eds.) (2015) Dieses Buch bietet eine multidisziplinäre Perspektive auf Leistung, die Faktoren aus Psychologie, Soziologie, Wirtschaft und anderen Disziplinen integriert.
Diese Literaturhinweise decken verschiedene Aspekte der Leistung ab, von individueller Hochleistung über Stressbewältigung bis hin zur Expertise-Entwicklung. Sie können als Ausgangspunkt für Ihre Forschung dienen, um ein umfassenderes Verständnis für das Konzept der Leistung zu entwickeln.